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Ich bin Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Ich nutze Künstliche Intelligenz (KI), um Krankheiten genauer zu erkennen und Behandlungen besser zu planen. Dabei ersetzt die KI nicht den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patient, sondern unterstützt im Hintergrund. So bleibt mehr Zeit für das persönliche Gespräch. Ein wichtiger Schwerpunkt meiner Arbeit ist es, körperliche Ursachen für psychische Beschwerden zu erkennen. Dazu gehören zum Beispiel hormonelle Veränderungen (wie etwa die Wechseljahre) oder Erkrankungen des Immunsystems.Außerdem werte ich Daten aus Wearables (z. B. Smartwatches) aus, um die Behandlung noch besser auf Sie persönlich abzustimmen.

Zur Person

Jan Kalbitzer ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt und Geschäftsführer des Zentrums für seelische Gesundheit Braunschweig. Vorher forschte er an der Universität Oxford und der Universität Kopenhagen (wo er 2009 promovierte) und anschließend bis 2019 an der Charité in Berlin (wo er 2014 seine Facharztprüfung ablegte). Von 2019 bis 2023 leitete er die Stressmedizin der Oberberg Kliniken. 2024 gründete er das Zentrum für seelische Gesundheit Braunschweig. Jan Kalbitzer lebt mit seiner Familie in Berlin. Und ab Mai 2025 gibt es in Berlin auch wieder eine Praxis.

KI-gestützte Diagnostik und Therapie

Künstliche Intelligenz (KI) wird bei psychischen Krisen derzeit vorwiegend als erste Anlaufstelle genutzt, wenn kein menschlicher Experte verfügbar ist. Und darin ist sie, das muss man neidlos anerkennen, auch schon ziemlich gut. Zudem gibt es Pläne, Menschen in Krisen zunächst durch KI zu „filtern“, sodass die Technik entscheidet, wer den Kontakt zu einem Menschen am dringendsten braucht. Auch das wird KI in absehbarer Zeit gut und sinnvoll bewerkstelligen können. Dennoch gehen wir in unserer Praxis einen anderen Weg.

Unsere KI arbeitet nicht als Filter oder Barriere zwischen Patient und Psychiater, sondern als Unterstützung im Hintergrund. Während der direkte Kontakt mit den Patienten oberste Priorität hat, hilft KI dabei, Diagnosen zu präzisieren, Therapiepläne zu optimieren und administrative Aufgaben zu reduzieren. So bleibt mehr Zeit für das Wesentliche: die persönliche Begegnung mit Menschen in Krisen.

Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Diagnostik körperlicher Ursachen psychischer Beschwerden – etwa bei Erschöpfungszuständen, Depressionen und Ängsten. Unser Wissen über Autoimmunprozesse, Infektionen, hormonelle Veränderungen (wie Menopause oder Testosteronmangel im Alter) wächst stetig. Viele dieser Faktoren können psychische Symptome verursachen und benötigen eine völlig andere Behandlung als Psychotherapie oder Psychopharmaka. Unsere KI hilft, solche organischen Ursachen frühzeitig zu erkennen, damit Patienten gezielt und passend behandelt werden.

Neben klassischen medizinischen Unterlagen (Arztbriefe, Laborergebnisse, radiologische Befunde), die Sie gerne mitbringen können und die wir in unser System einspeisen, nutzen wir auch die Daten Ihrer Wearables – etwa von SmartRingen oder SmartWatches. Diese liefern wertvolle Informationen zu Schlafmustern, Herzratenvariabilität, Aktivitätsleveln und anderen physiologischen Parametern, die wichtige Hinweise auf zugrundeliegende Ursachen psychischer Beschwerden geben können.

Ebenso können Alltagsprotokolle darüber, wann und unter welchen Bedingungen bestimmte Symptome auftreten, helfen, Zusammenhänge besser zu verstehen. Wenn Sie und die betroffenen Gesprächspartner einverstanden sind, können wir zudem auch längere „Chats“ und andere Kommunikationsstränge in die Analyse mit aufnehmen, etwa um Muster zu erkennen, die die Entstehung von Konflikten beeinflussen. Durch diese Kombination aus subjektiver Wahrnehmung und „objektiven“ Messwerten schaffen wir eine fundierte Grundlage für eine individuell abgestimmte Therapie.

Wir setzen dabei auf mehrstufige Modelle, die ärztliches Fachwissen mit den Möglichkeiten moderner Technologie verbinden. Datenschutz hat dabei oberste Priorität – unsere KI-Modelle laufen lokal, um höchste Sicherheit und Vertraulichkeit zu gewährleisten. Unser Ziel ist eine effizientere psychiatrische Versorgung, ohne den menschlichen Faktor aus dem Blick zu verlieren.